Die vier apokalyptischen Reiter auf der Arbeit

Kündigung im Anmarsch? So erkennst du, wer bald geht!

Stell dir vor, dein Team ist wie eine Partnerschaft – es gibt Höhen und Tiefen, gemeinsame Erfolge und auch mal Konflikte. In jeder Phase dieser „Partnerschaft“ kann die Art und Weise, wie miteinander kommuniziert wird, den Unterschied zwischen Erfolg und Scheitern ausmachen. Die Frage ist: Ist dein Team eine blühende, starke Gemeinschaft oder droht der schleichende Weg in Richtung „Trennung“?

Diese Kommunikationsmuster können dir helfen, frühzeitig Anzeichen dafür zu erkennen, ob ein Mitarbeitender möglicherweise bald kündigen wird. Indem du aufmerksam beobachtest, wie sich Kritik, Verachtung, Defensivität und Mauern in deinem Team äußern, kannst du potenzielle Kündigungsabsichten rechtzeitig identifizieren und gezielt gegensteuern.

Inhalt

Wieso die vier apokalyptischen Reiter?

John Gottman, einer der renommiertesten Beziehungsforscher unserer Zeit, hat herausgefunden, dass bestimmte destruktive Kommunikationsmuster – die sogenannten „vier apokalyptischen Reiter“ – das Ende einer Partnerschaft vorhersagen können. Diese Reiter sind jedoch nicht nur auf private Beziehungen beschränkt, sondern können auch das Klima in Teams stark beeinflussen. Mitarbeiterbindung ist in Zeiten des Fachkräftemangels längst keine Option mehr, sondern ein Muss – wer seine besten Talente nicht hält, riskiert, wertvolles Wissen und den Zusammenhalt des Teams zu verlieren.

Wusstest du schon, woher die vier apokalyptischen Reiter kommen?

Die Idee der „Vier apokalyptischen Reiter“ stammt aus dem Buch der Offenbarung in der Bibel! Dort stehen sie symbolisch für Tod, Krieg, Hungersnot und Krankheit. In der modernen Psychologie werden diese Reiter oft verwendet, um destruktive Verhaltensweisen in Beziehungen zu veranschaulichen.

Kritik: Ein erster Warnschuss

  • Was es ist: Kritik ist in einem Team oft unvermeidlich und nicht zwangsläufig schlecht. Aber es gibt einen feinen Unterschied zwischen konstruktivem Feedback und destruktiver Kritik. Konstruktives Feedback zielt darauf ab, Verbesserungen anzuregen und Probleme zu lösen, während destruktive Kritik oft persönlich und pauschalisierend ist.
  • Maßnahme: Achte auf die Art der Kommunikation in deinem Team. Wenn Kritik vermehrt unsachlich oder persönlich wird, solltest du eingreifen und sicherstellen, dass Feedback respektvoll und konstruktiv bleibt. Schulungen in gewaltfreier Kommunikation können hier Wunder wirken.
  • Konkretes Beispiel: Nehmen wir an, in einem Team beschwert sich ein Mitarbeitender regelmäßig darüber, dass seine Vorschläge nicht gehört werden. Die Teamleitung bemerkt, dass die Kritik in Meetings immer schärfer und unsachlicher wird. Anstatt das Problem zu ignorieren, führt die Teamleitung ein persönliches Gespräch mit der Mitarbeiter:in und bietet ihm ein Feedback-Training an. Das Team beginnt, in regelmäßigen Retrospektiven Feedback auszutauschen, wobei positive Formulierungen und konstruktive Kritik gefördert werden. In der Folge verbessert sich das Teamklima deutlich.

Verachtung: Das Gift in der Kommunikation

  • Was es ist: Verachtung ist der gefährlichste der vier Reiter. Sie zeigt sich in Teams durch abwertende Kommentare, Sarkasmus oder das Lächerlichmachen einer/s Kolleg:in. Wenn Verachtung in einem Team Einzug hält, ist dies ein klares Alarmsignal für ein toxisches Arbeitsumfeld. Mitarbeitende, die sich verachtet fühlen, verlieren schnell die Motivation und könnten bereits mit dem Gedanken spielen, das Unternehmen zu verlassen.
  • Maßnahme: Fördere eine Kultur der Wertschätzung und des Respekts. Es ist wichtig, dass alle Teammitglieder wissen, dass respektlose Kommunikation nicht toleriert wird. Regelmäßige Teambuilding-Maßnahmen und Workshops zur Förderung emotionaler Intelligenz können helfen, eine positive und unterstützende Atmosphäre zu schaffen.
  • Konkretes Beispiel: In einem Design-Team macht ein/e Kolleg:in abwertende Kommentare über die Arbeit eines anderen. Die Teamleitung greift ein, indem er ein Workshop zur Förderung emotionaler Intelligenz organisiert, in dem das Team lernt, wie sie ihre Kritik respektvoll äußern können. Außerdem wird ein „Kudos-Board“ eingeführt, auf dem Teammitglieder öffentlich die Leistungen ihrer Kolleg:innen würdigen können. Nach einigen Wochen berichten die Mitarbeitenden von einem verbesserten Teamgeist und weniger Konflikten.

Der Effekt von Lob:

Eine Studie hat gezeigt, dass öffentliches Lob die Motivation der Mitarbeiter:innen um bis zu 15% steigern kann. Das „Kudos-Board“, das in vielen Unternehmen eingeführt wird, ist also nicht nur nett anzusehen, sondern ein echter Produktivitäts-Booster!

Defensivität: Der Feind der Offenheit

  • Was es ist: Defensivität tritt oft als Reaktion auf Kritik auf, insbesondere wenn diese unangebracht oder verletzend ist. Ein defensives Verhalten zeigt sich darin, dass Mitarbeitende die Verantwortung für Fehler ablehnen und stattdessen andere beschuldigen. Dies verhindert nicht nur eine konstruktive Problemlösung, sondern schafft auch ein Klima des Misstrauens im Team.
  • Maßnahme: Ermutige dein Team, Verantwortung zu übernehmen und Fehler als Lernmöglichkeiten zu sehen. Führe regelmäßige Feedback-Runden ein, in denen sowohl positives als auch negatives Feedback offen besprochen wird. Dies kann dazu beitragen, ein defensives Verhalten abzubauen und das Vertrauen im Team zu stärken.
  • Konkretes Beispiel: Die Projektleitung bemerkt, dass ein Teammitglied regelmäßig Ausreden findet, wenn es zu Fehlern kommt, und dabei andere beschuldigt. Anstatt die Situation eskalieren zu lassen, führt die Projektleitung ein Gespräch mit dem Mitarbeitenden und erklärt die Bedeutung von Verantwortung. Gleichzeitig implementiert er eine „Fehlerkultur“, bei der Fehler offen besprochen und als Lernchancen genutzt werden. Nach einiger Zeit beginnt das Teammitglied, offener über seine Herausforderungen zu sprechen, und das gesamte Team profitiert von den neu gewonnenen Einsichten.

Mauern: Der stille Rückzug

  • Was es ist: Mauern, oder das „Stonewalling“, ist ein Verhalten, bei dem sich Mitarbeitende aus der Kommunikation zurückziehen, meist weil sie sich überfordert oder frustriert fühlen. Ein Teammitglied, das mauert, könnte sich aus Diskussionen zurückziehen oder sogar ganz aufhören, zu kommunizieren. Dies ist besonders gefährlich, da wichtige Themen nicht mehr angesprochen und Konflikte unter den Teppich gekehrt werden.
  • Maßnahme: Schaffe ein Umfeld, in dem sich jeder Mitarbeitende sicher und unterstützt fühlt. Regelmäßige Check-ins, in denen der emotionale Zustand der Teammitglieder besprochen wird, können helfen, Anzeichen von Überforderung frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Es könnte auch hilfreich sein, Stressbewältigungsprogramme oder Mentoring-Angebote einzuführen, um dem Mauern vorzubeugen.
  • Konkretes Beispiel: Ein Mitarbeitender zieht sich zunehmend aus Team-Meetings zurück und gibt nur noch minimale Rückmeldungen. Die Teamleitung merkt, dass der Mitarbeitende möglicherweise überlastet ist, und setzt ein Einzelgespräch an, um herauszufinden, was los ist. Nach einem offenen Gespräch, in dem der Mitarbeitende seine Überforderung äußert, werden seine Aufgaben neu verteilt und ein wöchentliches Check-in eingeführt. Der Mitarbeitende beginnt wieder aktiver am Teamgeschehen teilzunehmen, und das Team kann seine Projekte erfolgreicher umsetzen.
Anzeichen von apokalyptischen Reitern bei der Arbeit

Tipps und Empfehlungen zur Stärkung der Mitarbeiterbindung

Die „Vier apokalyptischen Reiter“ können als Frühwarnsystem dienen, um potenzielle Kündigungen zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern. Hier sind einige konkrete Maßnahmen, die du ergreifen kannst:

  • Konstruktives Feedback fördern: Sorge dafür, dass Kritik immer respektvoll und lösungsorientiert ist. Führe regelmäßige Schulungen zur Kommunikation durch, um dies sicherzustellen.
  • Wertschätzung in den Vordergrund stellen: Fördere eine Kultur, in der positive Interaktionen und Anerkennung einen festen Platz haben. Dies stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und reduziert das Risiko von Verachtung.
  • Verantwortungsbewusstsein stärken: Ermutige deine Mitarbeiter:innen, Verantwortung zu übernehmen, und biete Unterstützung an, wenn Fehler passieren. Dies fördert eine offene und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre.
  • Frühe Anzeichen von Rückzug erkennen: Führe regelmäßige Gespräche über den emotionalen Zustand deiner Mitarbeiter:innen und biete bei Bedarf Unterstützung an. Dies kann helfen, das Mauern zu verhindern und Mitarbeiter:innen zu halten.

 

Indem du diese Strategien anwendest, kannst du nicht nur die Mitarbeiterbindung stärken, sondern auch ein Team schaffen, das in Zeiten des Fachkräftemangels resilient und leistungsfähig bleibt. Letztlich entscheidet die Qualität der Kommunikation darüber, ob dein Team eine „glückliche Partnerschaft“ bleibt oder sich auf den Weg zur „Trennung“ macht.

Fragen

Welche Anzeichen deuten auf eine Kündigung hin?
Kritik, Verachtung, Defensivität und Mauern sind oft frühe Signale. Wenn Mitarbeiter:innen häufiger frustriert wirken, sich zurückziehen oder wenig Engagement zeigen, könnte eine Kündigung bevorstehen. Beobachte diese Muster, um rechtzeitig reagieren zu können.

Die „Vier apokalyptischen Reiter“ – Kritik, Verachtung, Defensivität und Mauern – sind destruktive Kommunikationsmuster, die die Zusammenarbeit bei der Arbeit erschweren und zu Konflikten führen. Sie verstärken Missverständnisse, Frustration und Unzufriedenheit, was letztlich zu Kündigungen führen kann. Eine rechtzeitige Verbesserung der Kommunikationskultur hilft, diese negativen Effekte zu minimieren.

Regelmäßiges, konstruktives Feedback und Schulungen zur gewaltfreien Kommunikation fördern eine positive Kommunikation bei der Arbeit. Transparenz und Wertschätzung sind entscheidend, um ein vertrauensvolles Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem offene Gespräche möglich sind.
Rückzug aus Gesprächen oder ein Mangel an Aktivität und Engagement können auf Burnout hinweisen. „Mauern“ oder der stille Rückzug signalisiert oft Überforderung. Regelmäßige Check-ins und offene Gespräche helfen, frühzeitig gegenzusteuern.

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